Die Hör- und Sehgewohnheiten haben sich durch die Digitalisierung stark geändert. Statt Alben werden Playlists gespielt. TV-Sendungen können zu einem beliebigen Zeitpunkt angeschaut werden. Noch mehr Komfort bringt die Einbindung des Entertainment in die Smart-Home-Steuerung.
Jürg und Sabrina haben es sich auf dem Sofa gemütlich gemacht. Sie wollen einen Film schauen. Während sie nach der DVD im Regal Ausschau hält, versucht er, mit der Fernbedienung DVD-Player und TV-Bildschirm zu aktivieren. Beides misslingt, weil der Wunschfilm nicht auffindbar ist und die Fernbedienung nichts bewirkt, da sie, wie sich herausstellt, zur Stereoanlage gehört. Die Stimmung droht zu kippen, aber schliesslich gibt es doch noch ein Happy End: Die DVD taucht auf und die richtige Fernbedienung auch.
Zwei Monate später: Die beiden nehmen sich mal wieder einen Filmabend vor. Doch dieses Mal klappt alles auf Anhieb. Während Jürg Wein und Knabbergebäck auf den Tisch vor dem Sofa stellt, aktiviert Sabrina mit dem Tablet alles Notwendige per App: Ein Touch, und das Licht wird gedimmt, die Jalousien fahren herunter, das TV-Gerät und der Beamer schalten sich ein, das Surround-System wird aktiviert, die Filmdaten kommen vom Festplattenspeicher. Die beiden haben sich seit dem letzten Mal ins smarte Zeitalter gebeamt. Sie haben sich nicht nur mit neuen Unterhaltungsgeräten ausgestattet, sondern diese gleich noch in ein Smart-Home-System integriert.
Ton und Bild zu jeder Zeit an jedem Ort
Nicht jeder möchte und muss einen solchen Technologiesprung vollziehen. Doch der Trend zur Vernetzung ist nicht aufzuhalten. Das Internet of Things (IoT) erfasst inzwischen alle Bereiche des Lebens, auch die Unterhaltung in den eigenen vier Wänden. Streamingfähige TV-Geräte, mit dem Internet verbundene Lautsprecherboxen und Stereoanlagen sind nichts Aussergewöhnliches mehr. Damit sind auch die Zeiten passé, in denen der Fernseher in der Nähe einer Empfangsbuchse stehen musste. Audio- oder Videogenuss sind keine stationären Angelegenheiten mehr, sie können an jedem Ort mit Internetempfang stattfinden. Selbst der gute alte Fernseher ist gar nicht mehr erforderlich, Computer, Tablet oder Smartphone ersetzten die Mattscheibe.
Wer an jedem Punkt im Haus Musik hören möchte, greift auf Multiroom-Systeme zurück. Vernetzte Lautsprecher sind überall aufstellbar und drahtlos miteinander verbunden. Je nach Wunsch kann im ganzen Haus die gleiche Musik ertönen, oder jeder Bewohner nutzt eine Zone für sich. Eine vorhandene Stereoanlage kann eventuell in das System eingebunden werden, muss aber nicht. So umfasst zum Beispiel das Home Sound System von Sonos multifunktionale Boxen: Diese beziehen die Musik per WLAN aus dem Internet und dienen dann gleichzeitig als Verstärker und zur Wiedergabe. Besonders anspruchsvolle Hörer können sich mit weiteren Komponenten ein noch besseres Klangerlebnis in den Raum beziehungsweise in die Räume holen. Zahlreiche Multiroom-Systeme gehorchen zudem aufs Wort: Sie lassen sich per Sprachbefehl steuern.
So kann das Home Entertainment als eigenständiger Bereich bereits im Inselbetrieb den Wohnkomfort erhöhen. Noch interessanter wird es, wenn sich die digitale Unterhaltung mit anderen Funktionen im Haus verknüpfen lässt. Wenn das Home Entertainment Teil eines Smart-Home-Systems wird. Der Systembauer Weber Haus hat in einem Musterhaus vorgeführt, wie das aussehen kann. Dort dienen Sonos-Lautsprecher nicht nur zur Musikwiedergabe, sondern auch als Alarmsignalgeber. Zudem können Funktionen wie Licht, Jalousien oder Heizung grafisch auf dem TV-Bildschirm dargestellt werden, in Grundrissform mit Symbolen. Mit einem Touch zum Beispiel auf ein Leuchtensymbol geht diese ein oder aus.
Schnittstellen verbinden
Bei der engeren Vernetzung von Home Entertainment und Hausautomation sind die Hersteller beider Bereiche bemüht, Verknüpfungen zu ermöglichen. Bang & Olufsen zum Beispiel, Hersteller hochwertiger Audiokomponenten, arbeitet mit einem Gateway, einer Schnittstelle, mit der vernetzte B&O-Geräte (BeoLink) an jedes beliebige Smart-Home-System angedockt werden können. Dadurch ist Interaktion zwischen den beiden Bereichen möglich, zum Beispiel beim Aufschliessen der Haustür: Alarmfunktion aus, Licht und Musik an. Als Bedienoberfläche für alle Anwendungen kann die App des Smart-Home-Systems verwendet werden, aber auch die B&O-Fernbedienung.
Die Firma Jung hat ihre Hausautomation, die auf einer festen Datenleitung basiert (KNX-Standard), um einen KNX Multiroom-Verstärker mit Webradio und MP3-Player ergänzt. Der Hausbesitzer bedient alle vernetzten Komponenten über das KNX-System – entweder über klassische Wandtaster, über ein Bedienterminal oder per App auf einem mobilen Gerät.
Ebenfalls aus dem KNX-Bereich kommt die Firma Hager. Diese hat den IoT Controller auf den Markt gebracht. Die Idee dahinter: Internetfähige Geräte und webbasierte Dienste werden unabhängig von ihrer jeweiligen Plattform in die Gebäudesteuerung integriert. So ist es möglich, alle vernetzten Komponenten in der Hager Domovea App zu vereinen und zu steuern. Und der User kann bestimmte Szenarien erstellen, zum Beispiel «Haus verlassen»: Mit einem Touch wird die Heizung heruntergefahren, das Licht und die Musik ausgeschaltet sowie die Überwachungskamera aktiviert. Oder man startet angenehm in den Tag: Zu einer bestimmten Uhrzeit ertönt die Lieblingsmusik, die Jalousien fahren langsam hoch. Der IoT Controler wird vom Elektrohandwerker in die Technikzentrale, also den Sicherungskasten, eingebaut, in die KNX Gebäudesteuerung integriert und konfiguriert.
Direkt ins System integriert
Statt per Schnittstelle hat Smart-Home-Spezialist Loxone das Entertainment direkt in sein System integriert. Zusätzlich zum Miniserver, dem Gehirn der Hausautomation, wird der Music Server installiert, der speziell für die Aufgaben im Loxone Smart Home konstruiert wurde. Er ermöglicht auch digitalen TV- und Videogenuss. Durch die direkte Integration in das Smart-Home-System kann die Raumbeschallung zahlreiche unterschiedliche Funktionen erfüllen. So kann sie wie oben beschrieben den Heimkehrenden mit Musik begrüssen, wenn die Haustür geöffnet wird. Auch Multi-Room-Steuerung ist möglich.
Mehr Sicherheit
Aber auch für mehr Sicherheit kann die smarte Technik sorgen. Versucht ein Einbrecher ins Haus zu gelangen und löst dadurch einen Alarm aus, lässt sich die Musik so verknüpfen, dass die Anlage in diesem Fall auf volle Lautstärke dreht und wie eine Sirene den Ganoven in die Flucht schlägt. Das Audiosystem lässt sich so programmieren, dass es den Hausbewohnern Hinweise per Sprachnachricht gibt, zum Beispiel «Achtung, Garagentor offen.» Und natürlich lässt sich mit einem Tastendruck Kinostimmung herstellen. So wie bei Jürg und Sabrina.
WLAN im ganzen Haus
Da das Internet eine zentrale Rolle beim digitalen Ton- und Bildgenuss spielt, ist es enorm wichtig, dass die WLAN-Signale überall im Haus verfügbar sind. Und dass die grossen Mengen an Daten störungs- und verzögerungsfrei transportiert werden können. Das Unternehmen Devolo bietet zu diesem Zweck die WLAN-Adapter-Serie «Magic» an. Dabei wird die Stromleitung zur Datenübertragung genutzt (Powerline). Nach dem Einstecken des ersten Adapters, der per LAN-Kabel an den Router angeschlossen wird, werden alle weiteren Adapter, die in den folgenden zwei Minuten in eine Steckdose eingesteckt werden, automatisch miteinander verbunden. Die Kapazität reicht aus, um mehrere 4K- oder sogar 8K-Videoinhalte gleichzeitig im ganzen Haus zu übertragen. Da Devolo mit «Home Control» auch ein Smart-Home-System anbietet, können auch hier verschiedene Funktionen gekoppelt werden. Zum Beispiel TV an, Licht aus.
Fazit
Bauherren haben die freie Wahl, wie weit sie bei der Einbindung des Home Entertainment in eine Hausautomation gehen. Vernetzte Unterhaltungselektronik bietet auch als Insellösung ein hohes Mass an Klang- und Bildkomfort. Noch mehr vermag sie zu leisten, wenn sie in ein Smart Home-System eingebunden wird. Dann kann das Home Entertainment zusätzlich zu mehr Sicherheit beitragen.
Text: Joachim Hoffmann
aus: Das Einfamilienhaus, Heft Nr. 2/2019
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