Vernetztes Licht mag vielen wie Spielerei anmuten. Wer sich genauer damit beschäftigt, erkennt, dass die Technik beim Energiesparen hilft und einen Mehrwert in Sachen Komfort, Sicherheit und Gesundheit bringt.
Für jede Tages- und Nachtzeit lässt sich die Lichtstimmung anpassen.
Wer keine Lust hat, auch noch das Licht in seinem Haus per App zu steuern, sei beruhigt: Den guten alten Lichtschalter gibt es weiterhin, und das in oftmals schönem Design. Aktuelle Schalter können zudem selbst schon smart sein. So lässt sich die Lichtinstallation zum Beispiel so einrichten, dass mit einem intelligenten Taster an der Haustür alle Lichter im Haus mit einem Druck ausgeschaltet werden können. Aber smarte Lichtsteuerung hat eine viel grössere Bedeutung als Lichteffekte mit dem Smartphone vorzuführen.
Auf einer gesunden Wellenlänge
Was die wenigsten vermuten dürften: Gutes Licht hat unmittelbare Auswirkung auf das Wohlbefinden und die Gesundheit der Menschen. Forschung und Industrie beschäftigen sich damit auf dem Fachgebiet Human Centric Light (HCL). Unterschiedliche Wellenlängen des Lichts beeinflussen die Produktion körpereigener Botenstoffe und takten die sogenannte innere Uhr. Das ist insofern wichtig, als viele Menschen vor allem bei der Arbeit zu wenig Tageslicht abbekommen. Dieser Lichtmangel kann zu einem zu niedrigen Melatoninspiegel führen und sich negativ auf die Konzentrationsfähigkeit und das Wohlbefinden auswirken. Viele fühlen sich dann antriebslos und schlafen schlecht. Hier setzt das Konzept HCL an. Künstliche Beleuchtung sollte so gestaltet werden, dass es den natürlichen Tageslichtverlauf mit seinen visuellen, biologischen und emotionalen Wirkungen nachempfindet. Das lässt sich am besten mit intelligent gesteuertem Licht und passend eingestellten Lichtprofilen realisieren. Über Farbtemperaturen und Beleuchtungsstärken kann HCL den Verlauf des Tageslichts so nachbilden, dass es die innere Uhr positiv unterstützt. Zur morgendlichen Aktivierung kann zum Beispiel eine neutral- oder kaltweisse Lichtfarbe hilfreich sein. Warmweisses Licht passt hingegen für die Abendstunden.
Energie effizient nutzen
Durch den Siegeszug der LEDs verbraucht eine Beleuchtung heutzutage von vornherein weniger Energie als die alten Glühbirnen, Halogen- und Kompaktleuchtstofflampen. Dennoch entfallen laut Bundesamt für Energie immer noch rund zehn Prozent des Energieverbrauchs auf Beleuchtung. Deshalb lohnt es sich, auch beim Einsatz von LEDs auf die Klassifizierung im Energielabel für Lampen (A–G) zu achten. Ausserdem können Bewegungs- und Präsenzmelder dafür sorgen, dass das Licht immer nur nach Bedarf angeht, wenn eine Person durch einen Raum läuft. Möglich wird dies durch infrarot-gesteuerte Sensoren, die Körperwärme registrieren und dann einen entsprechenden Befehl an die Leuchte erteilen. Diese Sensoren lassen sich per App einstellen. Eine Zeitautomatik sorgt dann auch dafür, dass das Licht rasch wieder erlischt, wenn die betreffende Person den Raum verlassen hat. Das bietet auch Komfort, wenn mal keine Hand frei ist, um einen Schalter zu betätigen. Eine zusätzliche Energieeinsparung bringt die Vernetzung aller Lichtfunktionen. Zu diesem Ergebnis kommt eine neue – wenn auch herstellergebundene – Studie der Firma Signify, die das System «Philips-Hue» produziert und vertreibt. Basierend auf den Nutzerdaten von mehr als einer Million Philips Hue-Lampen beziffert die Untersuchung das Energiesparpotenzial von vernetzter Beleuchtung im Vergleich zu nicht vernetzter Beleuchtung auf 28 bis 37 Prozent.
Auch in Abwesenheit ein sicheres Zuhause
Was viele Hausbesitzer ansprechen wird: Smarte Lichtsteuerung macht die eigenen vier Wände sicherer. Mit programmierten Lichtabläufen lässt sich die Anwesenheit der Bewohner vortäuschen. Für Ganoven sieht es so aus, als ob jemand daheim ist. Das Feature «TV Mimicking» erweckt sogar den Eindruck, als ob der Fernseher läuft. Vernetzte Lichtsysteme ermöglichen es zudem, von der Geschäftsreise oder vom Urlaub aus einfach mal ein paar Leuchten anzumachen. Sicherheit bietet eine Lichtautomatisierung auch für ältere und gehandicapte Menschen. Bewegungssensoren helfen, immer dort gutes Licht zu haben, wo sich die Bewohner gerade aufhalten oder bewegen. Das hilft Stürze zu vermeiden, zum Beispiel auf Treppen oder an Teppichkanten. Auch für kleinere Kinder ist das sehr nützlich.
Komfort mit der privaten Lightshow
Bequem vom Sofa aus per App Lichtintensität und Farben je nach Tageszeit, Tätigkeit und Stimmung einstellen, Szenen wie «Homeoffice» oder «TV-Abend» programmieren, morgens aufwachen und einen sanften Übergang von bläulichem zu orangenem Licht wie bei einen Sonnenaufgang erleben – das hat schon was und dürfte auch so manchem Digitalmuffel gefallen. Zumal die gängigen Systeme mit den Boxen von Amazon, Google, Samsung und Apple kompatibel sind, sodass auch eine Sprachsteuerung möglich ist. Auch Entertainment-Freaks kommen mit smarter Beleuchtung auf ihre Kosten. So lässt sich zum Beispiel mit der «Philips-Hue Play HDMI Sync Box» das Licht zum TV, Game und Musikhören synchronisieren. Das System passt Farbintensität und -wechsel an die Inhalte an, die gerade über den Bildschirm flimmern.
Systeme: grosse Vielfalt
Um in den Genuss dieser und anderer Erleuchtungen zu kommen, können Interessierte auf verschiedene Techniken zurückgreifen. Als Basislösung kommen Produkte in Frage, die sich über das heimische WLAN vernetzen lassen. Die Leuchten können dann mit einer Fernbedienung oder mit dem Smartphone bedient werden. Es ist keine zusätzliche Zentrale (Gateway, Bridge) erforderlich. Das gilt auch für Systeme, die mit dem Bluetooth-Standard gesteuert werden. Hier bietet sich eine grössere Produktvielfalt als mit WLAN. Neuere Produkte bieten zudem das «Bluetooth Mesh»: Jedes Beleuchtungsprodukt funktioniert hier gleichzeitig wie ein Repeater, sodass keine «Funklöcher» entstehen.
Die volle Bandbreite der Möglichkeiten bieten schliesslich Lichtsysteme mit einer eigenen Datenzentrale. Dieses meist «Bridge» genannte Gerät wird mit dem WLAN-Router vernetzt. Anschliessend wird mit einer App die Verbindung zwischen den Leuchten und dem Smartphone oder Tablet hergestellt. Diese mobilen Endgeräte dienen dann als Steuerzentrale, mit der sich individuelle Beleuchtungssituationen programmieren lassen. Auch die Hersteller hochwertiger Leuchten reagieren auf den Trend zur smarten Lichtsteuerung. So stattet zum Beispiel die Firma Tic Beleuchtungen einige ihrer Leuchten so aus, dass sie in die entsprechenden Lichtsteuerungssysteme, zum Beispiel Casambi, integriert werden können.
Einbindung in ein Smarthome-System
Wer nicht nur sein Licht smart steuern möchte, sondern auch weitere Gebäudefunktionen, lässt sich ein Smarthome-System installieren. Dann ist das Licht gekoppelt mit Beschattung, Heizkörperthermostaten, Video-Türsprechanlage und weiteren Funktionen. Wichtig ist auch hier, dass Smarthome- und Beleuchtungssysteme kompatibel sind. Gängig sind die Funkstandards Zigbee und Z-Wave. Aktuell etablieren sich gerade neue Standards wie Thread und Matter. Bauherrschaften, die von vornherein ein Eigenheim mit Smarthome-Technik planen, haben auch die Möglichkeit, ein System zu installieren, das statt mit Funk per Datenleitung funktioniert. KNX-Systeme oder auch Einzellösungen wie von Loxone bieten ebenfalls vielfältige Möglichkeiten der Lichtgestaltung und -steuerung.
Lichtplanung: Besser mit Profis
Planung und Installation von smarten Lichtsystemen geht heutzutage auch in Eigenregie. Wer schon einmal einen Internet-Router eingerichtet hat, dürfte kaum Probleme mit der Programmierung eines Lichtsystems auf Funkbasis haben. Trotzdem ist eine Fachplanung ratsam. Denn erfahrene Experten können Bauleute beraten, in den verschiedenen Räumen des Zuhauses auf die richtige Balance von Grund- und Hintergrundbeleuchtung sowie Akzentlicht zu achten. Wichtig ist eine durchdachte Elektrik. Damit nicht der notorische Kabelauslass in der Mitte des Raumes aus der Decke lugt, wo er vielleicht gar nicht gebraucht wird. Mit einer Fachberatung lässt sich auch die Innen- und Aussenbeleuchtung aus einem Guss gestalten. Und: Ein Fachbetrieb hat den Überblick über neue Trends auf Licht- und Smarthome-Markt, der ständig in Bewegung ist.
Auch hochwertige Einzelleuchten lassen sich in intelligente Steuerungen integrieren.
Die Steuerzentrale wird mit dem WLAN verbunden, um smarte Produkte per App zu steuern.
Indirekte Beleuchtung per Bewegungsmelder sorgt für Sicherheit.
Die Mischung aus direkter und indirekter Beleuchtung erzeugt ein stimmungsvolles Ambiente.
Lichtschalter – zumal in hochwertigem Design – sind auch weiterhin unentbehrlich.
Inspirationen für die Beleuchtung gibt es in der Ausgabe 6/24 vom Magazin DAS EINFAMILIENHAUS.
Text: Joachim Hoffmann
aus dem Magazin: Das Einfamilienhaus, Zeitschrift Nr. 6/2024