«Design geht uns alle an»

Mateo Kries bewegt sich als Direktor des Vitra Design Museums ständig inmitten von Möbeln weltbekannter Schöpfer. Bei einem Treffen im Museum im deutschen Weil am Rhein erklärt er, was für ihn gutes Design ist und warum dieses in seinen Augen immer wichtiger wird.

Mateo Kries nimmt als Direktor des Vitra Design Museums auch gesellschaftliche Diskurse auf.
Mateo Kries nimmt als Direktor des Vitra Design Museums auch gesellschaftliche Diskurse auf.

Ein Besuch im Vitra Design Museum ist inspirierend und spannend – und er weckt Begehrlichkeiten. An allen Ecken und Enden erwarten die Besucherin und den Besucher formschöne Stühle, Leuchten und andere Einrichtungsgegenstände, die jedes Haus bereichern würden. Die Sammlung des Museums umfasst zurzeit rund 7000 Möbel, vor allem Stühle, rund 1000 Leuchten sowie mehrere Archive und Nachlässe bedeutender Designer. Darunter ist beispielsweise der Nachlass des bekannten amerikanischen Designerpaars Charles und Ray Eames.

Über 20 Jahre bei Vitra
Wir treffen den Direktor des Vitra Design Museums, Mateo Kries, in seinem Büro. Dieses befindet sich in einem Kubus aus Glas und Holz in einem umgenutzten, ehemaligen Fabrikgebäude neben dem Vitra Schaudepot. Das Schaudepot ist eines der jüngsten Gebäude auf dem Vitra Campus im deutschen Weil am Rhein. In dem charakteristischen Backsteinbau der Basler Architekten Herzog & de Meuron wird ein Ausschnitt aus der Möbelsammlung als Dauerausstellung gezeigt. Wechselausstellungen zu verschiedenen Design- und Gesellschaftsthemen bilden die andere Hauptsäule des Museumsprogramms. Auf dem weitläufigen Vitra Campus finden sich weitere Bauten weltberühmter Architektinnen und Architekten, darunter solche von Zaha Hadid, Frank Gehry oder Tadao Ando.

Mateo Kries arbeitet seit 1995 im Vitra Design Museum. Der 47-jährige Direktor war erst 21, als er erstmals mit Vitra in Kontakt kam. Gegründet worden war das Vitra Design Museum Ende der achtziger Jahre vom früheren Vitra-Chairmain Rolf Fehlbaum. Den Grundstein dafür legte er nach einem Brand der Produktionsanlagen auf dem Gelände der Möbelfirma. Fehlbaum besass damals bereits eine umfassende private Stuhlsammlung. Diese bildete die Basis für die Eröffnung des Museums. Die Sammlung wurde seither ständig vergrössert und wächst weiterhin durch Ankäufe. Das Museum bewahrte sich jedoch stets eine Unabhängigkeit: Es sammelt und stellt auch viele Objekte aus, die nie von der auf Wohn- und Büromöbel spezialisierten Firma Vitra hergestellt wurden.

Der «Atlas des Möbeldesigns»
Mateo Kries pendelt wochenweise zwischen Weil am Rhein und Berlin, wo er mit seiner Frau und den drei Töchtern lebt. Aufgewachsen ist er in Süddeutschland, nur 30 Kilometer von Weil am Rhein entfernt. «Ich fühle mich hier zu Hause und nicht wie ein Tourist», betont er. Das Pendeln sei zwar manchmal anstrengend, habe aber auch Vorteile. «In Berlin pflege ich mein Netzwerk und treffe oft Leute von Firmen, von anderen Museen, von Stiftungen oder auch Kulturförderer der Länder oder des Bundes.»

Einen grossen Teil seiner Arbeitszeit investiert er ins Fundraising. Er erklärt, als private Institution ohne staatliche Dauerförderung sei das Vitra Design Museum auf Partner und Sponsoren angewiesen. Doch Kries ist als Direktor auch sehr direkt in die Programmgestaltung involviert. «Man kann das mit dem Intendanten im Theater vergleichen. Ich mache zwar selber keine Ausstellungen, entscheide aber mit den Kuratoren zusammen über die Themen und verantworte die Gesamtlinie des Programms.» Der Soziologe und promovierte Kunsthistoriker bringt seine persönlichen Ideen in die Programmentwicklung ein, gibt Bücher heraus und schreibt Texte. 2019 etwa veröffentlichte das Museum den «Atlas des Mö­beldesigns», ein mehr als tausend Seiten umfassendes, beeindruckend schweres Grundlagenwerk.
Hohe Ansprüche an Design Mateo Kries setzt sich inhaltlich jeden Tag mit Design auseinander. Der Fokus der Museumssammlung liegt auf dem Möbeldesign der letzten 250 Jahre. Das Museum hat es sich zur Aufgabe gemacht, nicht nur Design auszustellen, sondern auch zu forschen und zu vermitteln. «Wir befassen uns mit Design in einem weiten Sinne, denn Design geht uns alle an. Es wirkt sich stärker auf unser Leben aus, als man denken könnte», sagt Kries und nennt Beispiele. «Sei es ein Handy, Kleider, die wir tragen, oder auch nur ein Trinkglas: Jeder Gegenstand hat eine bestimmte Wirkung im Alltag.»

Vitra Design Museum

Das komplette Portrait ist im Magazin DAS EINFAMILIENHAUS zu lesen. Die Ausgabe 6/21 lässt sich hier online bestellen.

Text: Rebekka Haefeli, Fotos: Gaëtan Bally
aus: Das Einfamilienhaus, Heft Nr. 6/2021

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