Kochen, Braten, Backen, Waschen oder Staubsaugen: Für fast jede Aufgabe im Haushalt gibt es Geräte, die den Alltag erleichtern. Am Sitz von Miele Schweiz in Spreitenbach (AG) zeigt sich, was es für Beratung und Verkauf, Logistik und Vertrieb alles braucht.


Wer auf der A1 von Bern in Richtung Zürich unterwegs ist, kennt vermutlich das rötliche Gebäude mit dem Miele-Schriftzug. Der markante Bau fällt von Weitem ins Auge. Manche halten ihm vielleicht für eine Fabrik, liegen damit aber knapp daneben. In der Aargauer Gemeinde Spreitenbach befindet sich der Hauptstandort von Miele in der Deutschschweiz: das Miele Experience Center. Hier herrscht geschäftiges Treiben wie in einem Bienenhaus, produziert wird allerdings nicht. Ein zweites MEC – so die Abkürzung – gibt es im waadtländischen Crissier.
Vieles wird repariert
«Experience Center» bedeutet, dass der Haushaltsgerätehersteller den Kunden Erfahrungen und Erlebnisse aus erster Hand bieten möchte, wie PR- und Event-Manager Roman Berther beim Rundgang erklärt. In Spreitenbach befindet sich darum ein grosser Showroom, doch von hier aus wird auch die ganze Logistik mit Gerätelager und -vertrieb gesteuert. Ausserdem sind in Spreitenbach das Kleinteilelager und die Reparaturwerkstatt untergebracht.
Hier verlängern Fachleute das Leben von Staubsaugern und Kaffeemaschinen. «Das Bewusstsein für Nachhaltigkeit ist bei vielen Menschen vorhanden», hält Berther fest. Miele garantiere für Ersatzteile, dass diese mindestens 15 Jahre verfügbar sind, auch nachdem eine Geräteserie nicht mehr produziert wird. Berther sagt: «Hier in Spreitenbach haben wir gegen 7500 Ersatzteile auf Lager. In der Zentrale in Deutschland sind es über 70 000.» Grossgeräte wie Kühlschränke oder Waschmaschinen reparieren Techniker vor Ort.
Seit 1899 im Geschäft
Gegründet wurde Miele vor 126 Jahren, als der Techniker Dr. Miele und der Kaufmann Dr. Zinkann in Herzebrock in Deutschland eine Milchzentrifuge auf den Markt brachten. Damit liess sich Milch von Rahm trennen. Heute wird das Unternehmen in der vierten Generation geführt und ist immer noch zu hundert Prozent im Besitz der beiden Familien. Weltweit beschäftigt Miele rund 22 000 Mitarbeitende in über 50 Ländern. In der Schweiz sind es rund 420 Angestellte. Produziert wird laut PR-Manager Roman Berther vor allem in den Miele-Werken in Deutschland. Weitere Produktionsstätten gibt es in Österreich, Italien, Rumänien, Tschechien, Polen und China.
Die Gerätelieferungen erfolgen heute hauptsächlich auf der Schiene – das gilt sowohl für die Anlieferung als auch die Auslieferung zu Partnerunternehmen oder direkt zu den Kundinnen und Kunden. Spezialist für diese Themen ist Tom Strahberger, Head of Logistics. Er sagt, über 80 Prozent der Geräte würden nachts mit der Bahn transportiert, was gegenüber dem Transport auf der Strasse bis zu 60 Prozent CO2 einspare.
Miele Schweiz profitiert von der guten Bahninfrastruktur in der Schweiz und direkten Anbindung ans SBB-Netz. Ein Gleis führt im Erdgeschoss durch ein grosses Tor direkt ins Gebäude und ins Zentrallager. Der Zug fährt zweimal täglich in die Lagerhalle. Für die Lieferungen werden Mehrwegboxen aus Karton verwendet, und auch die Ersatzteil-Lieferungen an die Techniker in den Regionen erfolgen über Nacht in Mehrwegboxen, um möglichst wenig Müll zu produzieren. Insgesamt verfügt der Standort in Spreitenbach über knapp 10 000 Quadratmeter Lagerfläche auf zwei Geschossen.
Im Zentrallager ist ein an- und abschwellendes Surren zu hören. Viele Gabelstapler gleichzeitig werden von Mitarbeitenden hin und her gefahren, grosse Kartons werden auf- und abgeladen und zu riesigen Türmen aufgeschichtet. Hinter allem steckt eine klar strukturierte Logistik, die im Hintergrund sorgfältig aufgebaut wurde und regelmässig an den aktuellen Bedarf angepasst wird. Laut Tom Strahberger spricht man im Fachjargon von einer ABC-Analyse.
Vereinfacht ausgedrückt bedeutet dies, dass es sich bei A-Artikeln um die am häufigsten verkauften Geräte handelt und dass C-Artikel am wenigsten oft gebraucht werden. Um Wege und Zeit zu sparen, lagert man A-Artikel näher bei der Auslieferung als solche der Kategorie B oder C. Die Klassifizierung der einzelnen Produkte wird laufend überprüft.

Nicht nur sehen, auch berühren
In den grossen Kartonboxen im
Zentrallager befinden sich jetzt also die Haushaltsgeräte – vom Backofen
über den Dampfgarer und den Induktionsherd bis hin zur
energieoptimierten Waschmaschine und zum Tumbler, Kühlschrank,
Tiefkühler, Weinschrank oder Staubsauger. Roman Berther erklärt, in den
beiden Miele Experience Centers in Spreitenbach und Crissier finde man
immer die neuesten Entwicklungen. Zum Sortiment gehören auch zahlreiche
Accessoires wie Backbleche, Waschmittel oder Pfannen. Letztere werden in
Kooperation mit Kuhn Rikon produziert.
Beim Rundgang durch den rund 800 Quadratmeter grossen Showroom öffnet Berther die Türe eines Dampfgargerätes, zeigt grifflose Schränke, die durch Klopfen geöffnet werden, das Innenleben eines Weinschrankes und erklärt die Bedienblende eines Backofens. «Wer eine neue Küche einzurichten hat, findet hier Inspiration», sagt er. Hier sollen Kundinnen und Kunden die Geräte nicht nur anschauen, sondern anfassen und so im wahrsten Sinne des Wortes begreifen, wie die Technik funktioniert.
Einsatz von KI
Die Technologie entwickelt sich rasant. Miele arbeitet
mit einer eigenen App, mit der die Haushaltsgeräte auch von unterwegs
gesteuert und bedient werden können. Damit kann man beispielsweise den
Status der Waschmaschine abfragen und erfahren, ob man mehr Wäsche in
die Trommel einfüllen kann oder wie lange das Spülprogramm noch läuft.
Auf Wunsch erhält man nach Beendigung des Programms eine entsprechende
Benachrichtigung aufs Handy.
Roman Berther erklärt, dank KI könne in der modernen Küche heute auch
nichts mehr anbrennen: «Die in den Backofen integrierte Kamera erkennt
verschiedene Lebensmittel, passt das Programm automatisch an und
verhindert, dass sie zu lange gebacken und schwarz werden.» Die App
liefert auf Wunsch auch Rezepte, samt Schritt-für-Schritt-Anleitung für
die Zubereitung.
Nicht alle Kundinnen und Kunden kommen mit der modernen Technik und den vielen Möglichkeiten der Geräte gleich gut zurecht. Andere schätzen ganz einfach den Austausch. In einem grossen Event-Bereich mit mehreren komplett ausgestatteten Küchen werden darum Kochevents und Kochshows durchgeführt. Hier finden zudem Händlerschulungen statt, und auch ein professionelles TV-Studio für Live-Koch-Streams über YouTube gehört heute dazu.
Miele Schweiz
Miele Experience Center
Limmatstrasse 4
8957 Spreitenbach


Mehr Informationen zu den Themen Bauen, Wohnen, Haus und Garten bietet das Magazin DAS EINFAMILIENHAUS.
Text: Rebekka Haefeli, Fotos: Gaëtan Bally
aus dem Magazin: Das Einfamilienhaus, Zeitschrift Nr. 5/2025