Familiäres Ensemble

Das Konzept Einfamilienhaus kann ausgesprochen kreativ interpretiert werden: Das beweist dieses Ensemble aus zwei Gebäuden in einem Walliser Weinbaugebiet. Eine wichtige Rolle spielt die Liaison zur Umgebung.

Fast schwebend thront das Haus über dem Rhonetal. Ein Traum ist der Blick auf das Bitschhorn und die grüne Bergwelt des Wallis. Die Früchte des uralten Apfelbaums neben dem Haus sind vor allem bei den Hirschen beliebt.
Fast schwebend thront das Haus über dem Rhonetal. Ein Traum ist der Blick auf das Bitschhorn und die grüne Bergwelt des Wallis. Die Früchte des uralten Apfelbaums neben dem Haus sind vor allem bei den Hirschen beliebt.
Die Küche liegt in dem Teil des Hauses, der aus Beton errichtet wurde. Für Geselligkeit beim Kochen sorgt die kleine Bar an der Arbeitsinsel.
Die Küche liegt in dem Teil des Hauses, der aus Beton errichtet wurde. Für Geselligkeit beim Kochen sorgt die kleine Bar an der Arbeitsinsel.
Ästhetik pur: Dafür sorgen im Wohnzimmer der feinsinnige Einsatz der Materialien und klare räumliche Strukturen.
Ästhetik pur: Dafür sorgen im Wohnzimmer der feinsinnige Einsatz der Materialien und klare räumliche Strukturen.

Ein Einfamilienhaus, das eigentlich aus zwei separat stehenden Gebäuden besteht? Ja, das gibt es! Gefunden haben wir es in der Nähe von Visperterminen auf rund tausend Metern Höhe. Das Walliser Dorf Visperterminen ist für den höchsten Weinberg Europas und für seinen Heida-Wein bekannt, der aufgrund der aussergewöhnlichen Produktionsbedingungen eine Rarität ist.

Reminiszenz an die Vergangenheit
Insofern passt ein unkonventionelles Einfamilienhaus wie dieses an den idyllischen Ort abseits des Trubels. Vom städtischen Visp im Rhonetal schlängelt sich die Strasse immer höher, bis man einen Weiler unterhalb von Visperterminen erreicht. Das Ensemble aus Wohnhaus und Keller-/Garagenhäuschen liegt an einer Nebenstrasse, nah am historischen Dorfkern mit den charakteristischen Stadeln und Wohnhäusern.

Hier wohnt eine vierköpfige Familie. Die Bauherrin ist in der Nähe aufgewachsen, das Land gehörte ihrer Verwandtschaft. Auf der zwischen Strasse und Tal längsliegenden Parzelle standen früher Obstbäume, von denen die meisten nach den Bauarbeiten noch erhalten sind. Dies ist als Reminiszenz an die Vergangenheit zu verstehen, auch wenn die Früchte, die der alte Apfelbaum hergibt, selbst fürs Mosten zu sauer sind. Verzehrt werden sie höchstens von Hirschen, die sich nach Einbruch der Dunkelheit ins Siedlungsgebiet wagen.

Feine Linie durch den Garten
Wohngebäude und Nebenhaus mit Erdkeller und Doppelgarage bilden zusammen eine Einheit aus zwei unterschiedlich grossen Volumen, die sich entlang des Terrains an den Hang schmiegen. Das Garagen- und Kellergebäude steht oben an der Strasse, das Wohnhaus im unteren Teil der Parzelle, scheinbar schwebend über dem Tal. Diese Seite des Gebäudes wurde grossformatig geöffnet. Verbunden sind die zwei Objekte durch einen schmalen Weg aus Rasengittersteinen, einem offenporigen Bodenbelag also, der eine feine, natürliche Linie durch den Garten beschreibt. Der Weg durch die Wiese mündet mündet in den wettergeschützten Eingangsbereich mit gekiestem Vorplatz.

Die äussere Erscheinung der zwei Neubauten widerspiegelt die traditionelle Bauweise, die früher ein Fundament aus Stein und einen Holzbau vorsah. Sowohl das Einfamilienhaus als auch das Garagengebäude sind teils aus Sichtbeton, teils aus Lärchenholz gefertigt. Im Wohnhaus verschmelzen die Materialien im Bereich der Treppe, welche die zwei Geschosse miteinander verbindet und für die Familie erschliesst.

Aussicht aufs Bietschhorn
Der Sichtbeton-Teil kann beim Wohnhaus bergseitig als Hangsicherung betrachtet werden, was auch der hiesigen Bautradition entspricht, wie Architekt Roger Guntern erklärt. Auch die Küche im Erdgeschoss ist in diesem Bereich situiert, was früher ebenfalls üblich war, denn damals kochte man auf offenem Feuer. Aus Sicherheitsgründen empfahl es sich, die Feuerstelle nicht im holzigen Teil zu platzieren. Auch alle übrigen Installationen – vom Technikraum über das Tages-WC bis zum Badezimmer im oberen Geschoss – befinden sich in diesem Teil des Neubaus.

Da die Parzelle am Hang liegt, war klar, dass das Terrain bei der Konzeption der Bauten auch im Inneren eine wichtige Rolle spielen würde. Am Hang sollte – auch aus Respekt vor allfälligen Erdbewegungen – nicht allzu viel gegraben und aufgeschüttet werden. Zudem handelt es sich um die letzte Parzelle, die sich in der Bauzone befindet: Auf der nördlichen Seite in Richtung Bietschhorn und auch hangabwärts, gegen Westen und das Rhonetal, bleibt die Aussicht sicherlich frei.

Die komplette Reportage gibt es in der Ausgabe 2/25 vom Magazin DAS EINFAMILIENHAUS zu lesen.

Text: Rebekka Haefeli, Fotos: Gaëtan Bally
aus dem Magazin: Das Einfamilienhaus, Zeitschrift Nr. 2/2025

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