Blumen und Kräuter duften in dieser Jahreszeit um die Wette: zart das Veilchen, betörend der Flieder, derb und deftig der Bärlauch. Viele Blüten machen sich auch auf dem Teller gut.
Essbare Blumen und Blüten waren schon früher einmal im Trend. Die aristokratische viktorianische Gesellschaft in England, Vorreiter der Garten-Szene und Gartenliebhaber par excellence, liebte Blumen über alles. Sie genoss Blüten in Tees, Gebäck und Salaten, ebenso als Blütengelees und Konfitüren. Blumen dienten auch als Mittel der Kommunikation; daraus entwickelte sich die legendäre viktorianische Sprache der Blumen. Man schickte sich einzelne Blumen und ganze Sträusse als Ausdruck einer persönlichen Botschaft, oft die der Liebe und Zuneigung.
Wie schmecken Blüten?
Viele geniessbare Blüten sind reich an Vitaminen, Betacarotin und Mineralien, und sie haben kaum Kalorien. Ein grosser Vorteil liegt darin, dass man keinen Garten braucht, sondern viele Blumen und Blüten in der freien Natur findet. Wichtig ist einzig, dass man essbare Pflanzen von giftigen unterscheiden kann. Aber wie schmecken Blüten eigentlich? Jene von Schnittlauch und Kapuzinerkresse sind würzig-pikant, Sonnenblumen leicht bitter, Ringelblumen und Kamille eher erdig. Flieder kann ausgesprochen blumig schmecken, Rosen haben oft ein süssliches Aroma mit einem Hauch von Gewürzen, Minze oder Apfel. Bei Duftgeranien reicht die Palette der Aromen von Limette über Rose bis Orange, Minze, Apfel und Zitrone. Blüten verleihen jeder Speise nicht nur feine zusätzliche Geschmacksnuancen, sondern einen Farbakzent und dieses magische Etwas, das jeden Gast verzückt.
Genuss für alle Sinne
Blumen sind vor allem gut fürs Herz, das wussten schon unsere Grossmütter, und in diesem Falle dachten sie nicht an die rein medizinische Wirkung. Geniessen kann der Mensch mit allen Sinnen, daher bieten sich die Schönheit der Blüten für das Auge und der zarte Duft für unsere Nase doch geradezu an. In unserer schnelllebigen Zeit besinnt man sich allmählich zurück auf alte Werte, auf natürliche Rhythmen und fast vergessene Zusammenhänge. So lassen sich mit Blüten auf dem Teller die Jahreszeiten noch eindeutiger erlebbar machen. Denn, dass Veilchen für den Frühling und Phlox für den Sommer stehen, haben wir als Kinder noch gelernt. So können in einem grünen Salat gut neben den Brennnessel- und Löwenzahnblättern die Blüten von Schlüsselblumen, Gänseblümchen und Veilchen für optische Höhepunkte, aber auch für geschmackliche Überraschungen sorgen.
Noch mehr Wissenswertes über Essbares aus dem Garten gibt im Magazin DAS EINFAMILIENHAUS zu erfahren. Die Ausgabe 3/22 lässt sich hier online bestellen.
Text: Remo Vetter, Fotos: Dave Brüllmann
aus: Das Einfamilienhaus, Heft Nr. 3/2022