Das Internet verändert unsere Seh- und Hörgewohnheiten. Wie man das Eigenheim mit komfortablem digitalem Entertainment ausstattet.
Das waren noch Zeiten: Der Röhrenfernseher stand in der Schrankwand, die
Stereoanlage auf einer Kommode. Und weil Grosspapa fortschrittlich war,
hatte er sich auch einen Videorecorder zugelegt. Alle Schallplatten,
Audio- und VHS-Kassetten lagerten fein säuberlich in einem speziellen
Regal, das ganz progressiv «Rack» genannt wurde. Später kam dann der
CD-Player als erster Vertreter des digitalen Zeitalters dazu.
Alles digital
Heutzutage
ist der Mediengenuss fast vollständig digitalisiert und
entmaterialisiert. Auch CDs und DVDs sind längst auf dem Rückzug. Ganz
zu schweigen von analogen Datenträgern. Nach Angaben des
Netzwerkspezialisten Devolo lief der letzte Videorekorder im Jahr 2016
vom Band, 14 Jahre, nachdem die Produktion von Videokassetten
eingestellt worden war – gefühlt liegt das Epochen zurück. Es wird die
Zeit kommen, da werden junge Leute ihre Eltern und Grosseltern fragen:
«Was ist denn eine CD?»
Jetzt wird gestreamt, was das Zeug hält.
Vor allem seit Anfang 2020, als das Coronavirus zeitweise das Regiment
übernahm, hat das Streaming zugenommen. Anbieter wie Netflix, Amazon
Prime Video oder Apple TV+ verzeichneten Millionen von Neukunden. Immer
mehr Filme und Serien werden exklusiv für Streamingdienste produziert,
das Angebot ist inzwischen riesig. Das reguläre TV-Programm wird
allenfalls noch bei Fussballturnieren oder anderen Sportevents in
Echtzeit konsumiert. Was auch den Vorteil hat, dass der TV-Genuss nicht
mehr von biederen Programmdirektoren abhängt, die anspruchsvollere
Inhalte und Formate gerne in die Nachtstunden verbannen. Ausserdem
befreit das Internet Konsumenten auch von einem fixen Ort, an dem
ferngesehen wird. Denn bewegte Bilder lassen sich auf kleinen wie auf
grossen Geräten anschauen – Smartphone, Tablet, Notebook, Desktop und
TV-Gerät. Smarte Fernsehgeräte sind heutzutage gleichsam Bildschirme mit
eingebautem Computer. Per Schnittstelle ist die Anbindung ans Internet
gewährleistet. Auch wer gerne Filme über einen Beamer an die Wand
projiziert, hat über WLAN die Möglichkeit, Musik oder Spiele in das
Entertainment einzubeziehen.
Mit Sprachsteuerung
Dank
Vernetzung bietet sich auch die Möglichkeit, die smarten Geräte über
Sprache zu steuern. Zum Beispiel «Siri, zeig mir meinen Lieblingsfilm!»
Viele neuere Fernsehgeräte haben die Sprachsteuerung bereits ab Werk
integriert. Neben Komfort bedeutet das für Menschen mit eingeschränkter
Mobilität eine grosse Erleichterung im Alltag. Weitere Möglichkeiten,
die sich bieten: Fotos und Videos, die mit dem Handy gemacht worden
sind, lassen sich auf dem grossen Bildschirm betrachten.
Browserfunktionen bieten die Möglichkeit, am Fernseher im Internet zu
surfen. Das Einbinden von Musikstreamingdiensten wie Amazon Music
Unlimited, Spotify oder Apple Music lässt das TV-Gerät zur
Medienzentrale werden.
Wie sich viele erinnern werden, liess das im Frühjahr 2020 plötzlich in grossem Ausmass praktizierte Homeoffice und Homeschooling samt Freizeitstreaming die Leitungen der Netzanbieter zeitweilig zusammenbrechen. Diese Probleme sind zum Glück behoben. Was aber die wichtige Aufgabe für jeden Haushalt bleibt, ist die Einrichtung eines leistungsfähigen Hausnetzes, das auch dann funktioniert, wenn die Kinder gamen, Mama am Computer arbeitet und Papa die Nachrichten schaut. Das Heimnetzwerk und die Online-Anbindung müssen stabil laufen und eine entsprechende Übertragungsgeschwindigkeit bieten, damit der Filmabend und andere Vergnügungen wirklich Spass machen.
Leistungsfähige Netzwerke
Bauherren können dieses Problem auf zwei Arten lösen. Wer noch in der Planungsphase ist, sollte an eine entsprechende Netzwerkverkabelung denken. Denn kabelgebundene Datenübertragung ist immer noch zuverlässiger und sicherer als die Signalübertragung per Funk. Zu diesem Zweck arbeiten konventionelle Elektriker häufig mit Experten zusammen, die sich auf die Planung und Installation von Home-Entertainment bzw. Smart-Home-Lösungen spezialisiert haben. Wer sich noch nicht entscheiden kann, plant einfach ein paar Leerrohre mehr ein und kann später nachrüsten. Eine frühzeitige Planung sorgt auch dafür, dass die smarte Technik ihre segensreiche Tätigkeit unsichtbar verrichtet. Wer das Home-Entertainment rechtzeitig plant, kann zum Beispiel auf einen Wandschrank, die Ankleide oder auch Wand und Decke als Tarnorte für Server oder Lautsprecher zurückgreifen.
Es geht auch ohne Kabel
Wer schon fortgeschritten ist mit dem Hausbau, kann auch ohne Kabel eine leistungsfähige Anbindung ans Internet schaffen. In jedem Fall empfiehlt sich die Einrichtung eines separaten Routers fürs Home-Entertainment. Bleibt das Problem, dass Decken, Wände, Möbel – und die zunehmende Anzahl verbundener Endgeräte – das WLAN-Netz ausbremsen. Verstärkung ist also erforderlich. Hierzu gibt es zwei Möglichkeiten: Repeater werden in die Steckdose eingesteckt und verstärken ein Funksignal in Ecken, die der Router nicht erreicht. In einem Einfamilienhaus stösst aber auch diese Hilfe schnell an ihre Grenzen. Wirksamer sind sogenannte Powerline-Adapter, die ebenfalls in die Steckdose platziert werden. Vorteil: Die Adapter bringen das Internetsignal übers Stromnetz direkt dorthin, wo es benötigt wird. Vor Ort können diese Signale je nach Belieben über WLAN oder über LAN-Kabel genutzt werden.
Was für das bewegte Bild gilt, lässt sich auch auf Töne übertragen. Das gute alte Dampfradio ist jetzt 100 Jahre alt und bietet immer noch spannende Programme. Jenseits der Dudelwellen gibt es Nachrichten mit Hintergrundberichten, Hörspiele, Features etc. Dank Internet sind die Lieblingssender überall und zu jederzeit erreichbar. Per Notebook, Smartphone und Tablet kann beinahe jede beliebige Radiostation weltweit auch als Daten-Stream empfangen werden – direkt über die jeweilige Webseite oder per App. Zu den genannten Geräten gesellen sich Internetradios im Format alter UKW-Empfänger oder Kombigeräte, die sowohl Internet als auch UKW und manchmal sogar das neue DAB+ empfangen können. Nützlich ist dies vor allem, wenn an dem Ort, an dem das Internetradio steht, kein zuverlässiger WLAN-Empfang möglich ist. Wer dieses Problem lösen möchte, greift auch hierfür auf die erwähnten Powerline-Adapter zurück.
Open-Air-Entertainment
Wenn Bauherren schon dabei sind, Haus und Entertainment smart zu machen, warum dann nicht auch noch gleich Terrasse und Garten mit einbeziehen? Von der Gartenparty, die hoffentlich bald wieder sorglos stattfinden kann, über Sportereignisse bis zum Spielfilm – es gibt viele gute Gründe, sich mit Familie und Freunden im eigenen Garten zu versammeln. Wenn dann noch für entsprechende Vorrichtungen gesorgt ist, zum Beispiel mit WLAN-Beamern und wetterfesten Audiosystemen mit Bluetooth-Anbindung, steht einem gelungenen Abend nichts mehr im Weg. Dazu lässt sich dann noch mit smartem Licht ein stimmungsvolles Ambiente erzeugen. Auch für die Gartenparty eignen sich die erwähnten Powerline-Adapter. Sie sind zwar nur für den Inneneinsatz vorgesehen, doch von einer Steckdose in der Aussenwand zur Terrasse und zum Garten können die digitalen Helfer ihren Zweck gut erfüllen.
Bei aller Begeisterung fürs Digitale: Wie wäre es zwischendurch mit einem Retro-Abend? Zuerst einen Film auf VHS anschauen, danach ein knisterndes Musikerlebnis vom Plattenteller oder Kassettendeck. Und zu später Stunde vielleicht noch ein paar Dias mit lustig gekleideten und frisierten Menschen anschauen… Hat doch auch etwas!
Datenschutz beim Smart TV beachten
Wer ein smartes TV-Gerät nutzt, erzeugt jede Menge Nutzungsdaten, die Gerätehersteller und Dritte auswerten können. Offiziell werden diese Daten dazu verwendet, individuelle Programm- und Werbeangebote machen zu können. Im Extremfall kann es vorkommen, dass Familien beim Fernsehen abgehört und beobachtet wurden. Daher sollte man wie immer bei Internetanwendungen gewisse Vorsichtsregeln beachten. Beim klassischen TV-Konsum sollte die Internetverbindung einfach ruhen. Nur absolut vertrauenswürdige Apps sollten installiert werden. Wie beim Computer und Smartphone ist es empfehlenswert, stets die neuesten Updates vorzunehmen, um eventuelle Sicherheitslücken zu schliessen. Sollten Webcams im TV-Gerät integriert sein, machen Sie es wie Mark Zuckerberg: zukleben. Nutzen Sie stets sichere Passwörter.
Bezugsquellen:
Text: Joachim Hoffmann
aus: Das Einfamilienhaus, Heft Nr. 5/2021